Mittwoch, 28. Mai 2014

Neustart

Hallo, liebe Leserschaft. Ich denke, ich beginne hier wieder mit dem Schreiben. Knapp zwei Jahre Pause sind genug - und ich denke, ich habe noch Einiges zu sagen. Watch out!

Mittwoch, 25. Juli 2012

Das Imperium schlägt zurück


Nach zwei titellosen Jahren infolge zählt beim FC Bayern in der Jubiläumssaison der Bundesliga mehr denn je der sportliche Erfolg. Der Druck ist riesig und die Konkurrenz aus Dortmund ruht sich nicht auf dem Erreichten aus. Was muss in München passieren, um die Vorherrschaft im deutschen Fußball zurück zu erlangen?

Er war schon immer ein unbequemer Typ. Als Matthias Sammer im Frühjahr 2006 als Sportdirektor des DFB vorgestellt wurde, war noch nicht jedem im Umfeld des Verbandes klar, welche Aufgabe er überhaupt übernehmen würde. Nur eines war von Beginn an sicher: Der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann und Sammer, das würde auf Dauer zu Reibereien führen. Und genau so war es dann auch kurze Zeit nach Sammers Amtsantritt. Er, der bis dahin nach der aktiven Karriere einige Jahre als Trainer an der Seitenlinie stand und mit Borussia Dortmund sogar die Meisterschaft holen konnte, war nun plötzlich, im Alter von nur 41 Jahren, Fußballfunktionär. Einer, der in der Frankfurter DFB-Zentrale ein eigenes Büro hat und von dort aus wesentliche Bereiche der Jugendarbeit im deutschen Fußball steuert. Es sollte dann auch nicht lange dauern, bis die Alphatiere Sammer und Klinsmann sowie später dessen Nachfolger Joachim Löw im Kompetenzgerangel um die U21, also den wichtigsten Teil der Nachwuchsabteilung, aneinandergerieten. Sammer beanspruchte als oberster Herrscher über die Nachwuchsausbildung eben auch die Macht über den direkten Unterbau der Nationalmannschaft, die Trainer hingegen plädierten dafür, diesen Bereich selbst abzudecken. Erst ein Machtwort des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, der die U21 in den Kompetenzbereich des Nationaltrainers verlegte, verhinderte eine offene Konfrontation. Eine herbe Niederlage für Sammer, mit der er sich in der Folge allerdings überraschend gut arrangierte. Zehn Jahre früher hätte der als Spieler für seine Heißblütigkeit bekannte Sammer sicherlich sofort die Brocken hingeworfen, doch stand für ihn seit Amtsantritt beim DFB stets alles hinter der Prämisse an, den deutschen Nachwuchs bestmöglich auf die Zukunft als Profispieler vorzubereiten. Sammer arbeitete gewissenhaft an Verbesserungen im System Nachwuchsförderung, messerscharfe Analysen und ein stetes Infragestellen des Ist-Zustands zeichneten ihn während seiner sechs Jahre in Frankfurt aus. Sammer ist einer, der einfach nicht locker lassen kann. Auf dem Platz war er stets bis in die Haarspitzen motiviert, ein geborener Leader, Antreiber. Einer, der vorangeht. Genau diese Eigenschaften, abzüglich der ihm früher von Zeit zu Zeit im Weg stehenden Emotionalität, bringt Sammer nun seit einigen Jahren auf der anderen Seite des Sports ein und entwickelte so das Nachwuchsförderungs-System des DFB zu einem der weltweit führenden.

Paukenschlag zum Trainingsauftakt 
All dies blieb natürlich auch in München nicht unbemerkt. Die Bayern stellten in ihrer eingehenden Saisonanalyse fest, dass sie dringend etwas ändern mussten, um so schnell es geht wieder an die Spitze des deutschen Vereinsfußballs zu gelangen. Dabei war den Verantwortlichen um Präsident Uli Hoeneß von Beginn an klar, dass Trainer Jupp Heynckes nicht ersetzt werden soll. Vielmehr war es sein eigener Kronprinz, der am Ende für die zwei titellosen Jahre die Verantwortung übernehmen und seinen Hut nehmen musste: Christian Nerlinger, den Hoeneß höchstselbst als seinen Nachfolger installierte, konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nie wirklich erfüllen. Dass er die Tore nicht selbst schießen kann, ist auch den Bayern-Bossen bewusst. Vielmehr sprachen sie Nerlinger nun, nach zweijähriger "Ausbildung", die Fähigkeit ab, sich noch zu einem Alphatier entwickeln zu können. Die Entscheidung stand kurz nach Saisonende fest – es sollte die ganz große Lösung sein. Hoeneß und Co. wussten natürlich von der Klausel Sammers, die er sich bei seiner Vertragsverlängerung 2010 in den Kontrakt hatte schreiben lassen. Sammer hatte sich ein Hintertürchen für den Fall gelassen, dass der FCB bei ihm anklopft. Nicht einmal zwei Monate später ist er der neue starke Mann an der Säbener Straße. Uli Hoeneß wirkte nach Bekanntgabe der Verpflichtung Sammers hoch zufrieden, denn er schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sammer ist ein absoluter Fachmann, der ab sofort für den gesamten sportlichen Bereich des FCB verantwortlich ist. Zudem wird er die Aufgabe leidenschaftlich angehen und all sein Herzblut in die Arbeit beim Rekordmeister stecken. Hoeneß kann sich sicher sein, dass Sammer rigoros alles dem Erfolg des Vereins unterordnen wird. In dieser Hinsicht sind sich beide sehr ähnlich. Hoeneß gefällt das. Nicht zu vergessen zudem, dass Sammer immer ein Mann der klaren Worte war. Einer, der schonungslos Missstände anspricht und oft – wieder ähnlich Hoeneß in besten Zeiten – ohne Rücksicht auf Verluste die Konfrontation sucht. Die Abteilung Attacke lahmte beim FCB in den vergangenen zwei Spielzeiten. Auch, weil Christian Nerlinger sie selten bediente – und wenn, dann wirkte es aufgesetzt und manchmal gar unfreiwillig komisch. Sammer ist da ein ganz anderes Kaliber und er wird von den Bossen, zu denen er Kraft seines Vorstandssitzes nun auch gehört, mit Sicherheit angehalten, von Zeit zu Zeit ein bisschen Würze in den Titelkampf der kommenden Saison zu bringen.

Dauerhafter Konkurrent
Denn es ist nicht zu vermuten, dass Borussia Dortmund den Meister-Hattrick nach zwei Titeln infolge einfach so herschenken wird. Trotz des Abgangs von Shinji Kagawa hat sich der Doublesieger 2012 personell noch verstärken können. Gerade die Verpflichtung des besten Spielers der abgelaufenen Spielzeit, Marco Reus, macht die Westfalen in ihrem Offensivspiel noch flexibler und gefährlicher. Den Bayern ist da in den vergangenen zwei Jahren ein würdiger Gegner erwachsen, der sich durchaus langfristig an der Spitze der Liga etablieren kann. Die Vormachtstellung der Bayern wird die Borussia auch in den kommenden 20 Jahren nicht brechen können. Den Rekordmeister das eine oder andere Jahr aber kräftig zu ärgern ist durchaus im Bereich des Möglichen. Die Bayern-Führungsriege weiß das und sah sich nun, da der ganz große personelle Umbruch in diesem Jahr ausblieb, höchstwahrscheinlich in der Angst, seine Ziele in der kommenden Saison erneut zu verfehlen, zum Handeln gezwungen. Die Verpflichtung Mattias Sammers ist nicht zuletzt auch ein Zeichen an die Konkurrenz: Seht her, wir sind wieder gut aufgestellt. Dass Sammer eine intensive BVB-Vergangenheit hat, spielte bei dem Coup keine Rolle, verleiht dem Ganzen aber eine Extra-Prise Brisanz.

Bayern, Dortmund – und dann?
Der Meisterkampf wird voraussichtlich zwischen den beiden Schwergewichten der Liga ausgetragen, dahinter ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Mannschaft in Sichtweite, die vom Potenzial her ganz weit vorn mitmischen kann. Natürlich kann es nach Borussia Mönchengladbach durchaus wieder eine Mannschaft geben, bei der alles passt und die vorn hereinstößt. Doch außer den Schalkern ist so etwas – Stand jetzt –  keinem anderen Team zuzutrauen. Vielmehr zeichnet sich schon vor Saisonstart ein erneutes Hauen und Stechen um die begehrten Europapokal-Plätze ab. Leverkusen, Stuttgart, Hannover, die es in diesem Jahr an die großen Fleischtöpfe geschafft haben, wollen natürlich mindestens erneut so abschneiden wie 2012. Einfach wird dieses Unterfangen jedoch vor allem für 96 und die Schwaben nicht, denn von hinten drücken finanzstarke Teams – und das mit Macht. Vor allem die personell aufgerüstete TSG aus Hoffenheim und der VfL Wolfsburg haben ehrgeizige Ziele ausgegeben. Ihnen traut man durchaus zu, eine sehr gute Rolle zu spielen. Neben Meisterschaft und Kampf um die Europapokalplätze ist es in jedem Jahr der Abstigskampf, der die größten Emotionen liefert. Hier werden neben den drei Aufsteigern die üblichen Verdächtigen vermutet: Freiburg und Augsburg stehen bei den Buchmachern als potenzielle Absteiger ebenso hoch im Kurs. 

Faszination Bundesliga
Das Schöne am Fußball generell und der Bundesliga im Speziellen ist aber auch anno 2012 noch immer, dass jegliche Voraussagungen für nichtig erklärt werden können, sobald der erste Anpfiff erfolgt ist. Das ist wahrscheinlich die beste Nachricht zum 50. Jubiläum der Liga: Der Fußball bleibt in seinen Grundzügen, wie er immer war. Nämlich emotional, faszinierend und unvorhersehbar. Gute Aussichten für die nächsten 50, oder?

Freitag, 6. Januar 2012

Was zusammen gehört

Borussia Dortmund gab am Mittwoch die Verpflichtung des momentan begehrtesten deutschen Kickers Marco Reus bekannt. Dass der Verein diesen Transfer knapp sieben Jahre nach seiner Fast-Insolvenz stemmen kann, ist dabei die eigentliche Sensation.

Man kann es nicht oft genug wiederholen. 14. März 2005, irgendein Saal in einem Düsseldorfer Konferenzzentrum. Hier saßen sie beisammen, die Haupteigentümer des Dortmunder Westfalenstadions, und entschieden über die unmittelbare Zukunft der Borussia. Der Verein hatte durch die verpasste Champions-League-Qualifikation starke Schlagseite erlitten und taumelte auf den Abgrund der Pleite zu. An diesem Tag sollte die wegweisende Entscheidung fallen, ob die Geldgeber das radikale Sanierungskonzept der neuen Vereinsführung mittragen – oder ihn in die Insolvenz und den damit verbundenen Absturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit schicken würden. Die Eigner entschieden zugunsten des Klubs, der BVB war gerettet. Nach Jahren des Größenwahns und der Geldverschwendung, Deutscher Meisterschaften und sogar dem Triumph in der Champions League konnte der Klub schlicht froh sein, weiterhin zu existieren.

Die weitere Geschichte ist bekannt: Nach Jahren der finanziellen Konsolidierung und dem Herumdümpeln im Mittelfeld der Liga war es – übrigens an meinem Geburtstag – 2008 ein Glücksfall für die Borussia, Jürgen Klopp als Trainer verpflichten zu können. Einen herzlichen Gruß und Dank an dieser Stelle nochmals nach München, wo man sich stattdessen für einen anderen Jürken K. entschied und natürlich zum bis heute prekären Hamburger SV, dem Kloppo einfach zu ungepflegt daherkam (sic!). Gemeinsam mit Geschäftsführer Watzke und Sportmanager Zorc bildet dieser nun seit mittlerweile fast vier Jahren die kompetente, sachliche und unaufgeregte Führungs-Troika des BVB, die den Verein bis zur unfassbaren Traum-Meisterschaft im vergangenen Frühling entwickelte.

Eines ist nicht erst seit der Verpflichtung Marco Reus' klar: Schwarz-Gelb hat sich, neben dem omnipräsenten FC Bayern, wieder zur ersten Anlaufstelle für junge, deutsche und vor allem hochveranlagte Fußballer entwickelt. Dass nach Jahren der Sparsamkeit nun plötzlich und zu diesem Zeitpunkt völlig unerwartet der 17-Millionen-Deal um "Rakete Reus" geschnürt wurde, zeugt von mehrerlei Dingen: Die Verantwortlichen müssen einhundertprozentig von dem Jungen überzeugt sein. Er wird das Niveau des Teams anheben. Der Verein ist wirtschaftlich gesund.

Ferner darf die Konkurrenz, zu der trotz der grandiosen Vorsaison noch immer Werder Bremen, Turnhalle 04, Bayer Leverkusen und Co. und eben nicht der FC Bayern zu zählen sind, den Transfer als Zeichen verstanden wissen. Als Zeichen, dass in Dortmund etwas Langfristiges entsteht. Als Zeichen, dass man an der Strobelallee nicht die Fehler der Überraschungsmeister Stuttgart (2007) und Wolfsburg (2009) machen wird. In Dortmund wird man nicht mehr größenwahnsinnig. Und ist trotzdem in der Lage, im Januar 2012 ein 30-Millionen-Paket um den heißesten "Player to watch" des deutschen Fußballs zu schnüren.

Nun kommt Marco Reus im Sommer zurück in seine Heimatstadt, zu Familie und Freundin. Ganz nebenbei wird er, wenn alles glatt läuft, durch die Champions League wirbeln. Die in den letzten Tagen aufkommenden Diskussionen um die beste Position des Shootingstars im BVB-System waren mannigfaltig wie mir in letzter Konsequenz völlig gleich. Es gibt keinen Grund, der sportlichen Führung nicht auch diese Problemlösung zuzutrauen. Viel wichtiger ist doch: Marco Reus kommt zum BVB! Und das, ohne dass sich der Verein dafür wieder an den Rand des Abgrunds begeben muss. Selten war ein Transfer neben seiner sportlichen Komponente so bedeutungsschwanger: Der BVB ist wieder da. Gekommen um zu bleiben.

Und mal ganz ehrlich: Mario Götze und Marco Reus in einer Offensivreihe – das ist besser als ein Jahr in Hefners Playboy Mansion.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Eine Liebe, die nie zu Ende geht...

...sangen vor einigen Jahren die Sportis auf ihrem sensationellen Fußball-Tribut-Album "We have to win Zweikampf". Wäre ich auch nur im Ansatz musikalisch begabt, ich hätte exakt diese Platte veröffentlicht, aber dies nur am Rande.

Vor einigen Wochen erreichte mich die Email eines Freundes, in der er anregte, eine alte und, ja, völlig in Vergessenheit geratene Leidenschaft aus Kindertagen wieder aufleben zu lassen. Es sollte – nach über 14 Jahren – wieder damit begonnen werden, das offizielle Bundesliga-Stickeralbum der aktuellen Spielzeit seiner Bestimmung zuzuführen: es mit möglichst allen 418 Stickern vollzukleben. Die in Kopie gesetzten fünf Mitstreiter zeigten sich allesamt von dieser Idee begeistert und eh man sich versah, hielt man im hiesigen Bahnhofs-Buchhandel das Starterpaket, bestehend aus Sammelalbum und den ersten fünf Stickertüten (à fünf Sticker), in seinen Händen.

Nun muss gerade der nicht informierte Leser zunächst verstehen, welche Bedeutung das Sammeln und vor allem(!) das Tauschen für den fußballbegeisterten Zehnjährigen hatte: Man stelle sich vor, das aktuelle Heiligtum liegt, wohlbehütet vor eventuellen Seitenknicken oder anderen Katastrophen, auf dem heimischen Schreibtisch. In die Schule nahm man das gute Teil maximal einmal im Monat mit, um seine neuesten Errungenschaften zu präsentieren und den Freunden/Konkurrenten unter die Nase zu reiben, welche Hochkaräter man in den zurückliegenden Tagen aus den Sammeltüten, die man am immer gut sortierten Kiosk unweit des Schulgebäudes erstehen konnte, gezogen hatte. Es ging hier glasklar nur um Eines: Das verdammte Heft als Erster vollständig zu haben. Sich den Respekt der anderen zu sichern. Der König des Jahrgangs zu sein. Eine harte Schule, in der jahrelang gewachsene Freundschaften auf eine noch härtere Probe gestellt wurden, die zuvor nicht einmal das Werben um das selbe Mädchen (selbstverständlich das schönste der Stufe!) erschüttern konnte. Es war ein knallharter Wettbewerb, der seinen täglichen Höhepunkt um kurz nach Neun auf dem Schulhof fand:

Wo andere Schüler in ihrer Brotdose das tägliche Schulbrot transportierten, fanden sich in den unseren –  die doppelten Sticker. Und diese wollten in noch nicht Vorhandene eingetauscht werden. Nun war es natürlich bereits damals so, dass es Spieler gab, die einfach einen "höheren" Wert besaßen als andere. Dieses Prinzip übertrug sich, na klar, Eins zu Eins auf die Abbilder der angebeteten Kicker. So kam es, dass man für einen Andy Möller schon mal sechs bis acht andere Sticker auf den Tisch packen musste, um die Konkurrenz auszustechen. Angebot und Nachfrage, ganz klare Sache – schon damals.

Und nun also das. Ich bin 25 Jahre alt und sammle, nach über zehn Jahren Pause, wieder Bundesliga-Sticker. Was zunächst just for fun als kleines Revival begann, zog mich und den Rest der Bande mittlerweile vollends in seinen Bann. Es existieren Excel-Tabellen, auf denen die Doppelten jedes Mitspielers fortlaufend nachgetragen werden. Telefonisch sowie per Mail, SMS und MMS informiert man sich beinahe täglich über die neuesten Errungenschaften. Die letzte Initialzündung erfolgte, als ich vor zwei Wochen das mittlerweile völlig zerlederte Sammelalbum der Saison 1994/95 in den Händen hielt: Wladimir Bestschastnich, Ralf Falkenmayer, Sergej Gorlukowitsch – nahezu jeder Name ist noch heute irgendwo in meinem kranken Fußball-Köpfchen abgespeichert. Der Flashback zurück in diese unschuldige Zeit, damals auf dem Schulhof, war einfach unglaublich und für mich persönlich der wohl schönste Aspekt dieser Sammelorgie.

Ganz nebenbei will ich natürlich mein Album auch als Erster voll bekommen. Im Moment sieht es aufgrund der Kaufwut einiger potenter Mitstreiter dahingehend zwar nicht allzu gut aus, ich habe vor Wochenfrist allerdings eine ganze Batterie Stickertüten im Kiosk meines Vertrauens geordert. Die Verkäuferin lacht mittlerweile schon, wenn ich den Laden betrete. Ich auch, allerdings aus Glückseligkeit, bald die neuen Tüten aufreißen zu können.

Donnerstag, 22. September 2011

Nachgereicht

Mittlerweile auch schon wieder ein paar Tage her, aber es dennoch wert, hier Erwähnung zu finden: Die Partycrasher der von Ex-TITANIC-Chefredakteur Martin Sonneborn gegründeten und mit Nico und Maxim von K.I.Z. als Spitzenkandidaten zur Berlin-Wahl angetretenen parodistisch-satirischen "PARTEI", die den Wahlabend der grandios gescheiterten Hauptstadt-FDP im Thomas-Dehler-Haus sprengten.

In leiser Hoffnung, die Liberalen würden den Einzug ins Abgeordnetenhaus verpassen, machten sich ein paar Partei'ler also auf den Weg zur Berliner FDP-Zentrale zum dort stattfindenden Wahlabend. Unterm Strich blieben für die FDP bekanntlicherweise 1,8%. Die Verkündung der ersten Prognosen um 18 Uhr zog trotzdem tosenden Jubel nach sich: Die verdutzten Liberalen staunten über das gute Dutzend Aktivisten, das sich mit Konfetti-Regen und "Endlich sind wir raus!"-Sprechchören so langsam in Ekstase skandierte.



Als Sonneborn persönlich das Wort an die FDP richten wollte, endete die ungeheuerliche, aber umso grandiose Guerilla-Aktion jedoch leider abrupt: Der Sicherheitsdienst geleitet die Guerilla-Polit-Akivisten nach draußen.
Grandiose Wahlwerbe-Spots. Dazu K.I.Z.! Martin Sonneborn! Doch vor allem die schonungslose parodistische Zurschaustellung der Absurditäten der heutigen Polit-Welt – unbezahlbar! Immerhin zahlte sich der engagierte Wahlkampf im Vorfeld aus: Die PARTEI holte in Berlin 0,9%.

Freitag, 2. September 2011

Das Karussel, es dreht sich

Schon seit einigen Tagen schwirrt mir folgender Gedanke im Kopf herum:

Der momentane Hype um die ach so tolle/junge/komplette/souveräne Torwartgeneration in Deutschland nervt. Dass ein Ron-Robert (bitte in breitem Englisch aussprechen!) Zieler nach nur 14(!) Spielen in der deutschen Eliteklasse für die Nationalelf nominiert wird, ist zwar einerseits ganz nett für den Jungen und ein Beleg für die augenscheinlich gute Arbeit in Hannover, bei der Masse an guten Keepern hierzulande aber doch zumindest merkwürdig. Kann ja sein, dass der Mann in den vergangenen Monaten klasse gehalten hat, aber vielleicht wäre es für alle Beteiligten angebracht, wieder ein wenig herunter zu kühlen. Dass Zieler über großes Potential verfügt, ist offensichtlich. Doch was, wenn ihn Mirko Slomka in der Rückrunde nicht plötzlich ins 96-Tor beordert hätte? Niemand würde sich für diesen Jungen, der bei Manchester United ausgebildet wurde, auch nur im Ansatz interessieren. Geschweige denn ihn ins DFB-Team beordern. Es ist wie so oft im Leben, Nuancen entscheiden über Wohl oder Wehe einer Karriere, und nicht zuletzt in diesem konkreten Fall das unübersehbare Augenmaß Schlangen-Mirko Slomkas bei der Beurteilung seiner Keeper. Er war es ja schließlich auch, der beim Turnhallen-Verein anno 2006 einen gewissen Manuel Neuer ins Tor stellte. Zieler jedenfalls würde sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht beklagen (dürfen), würde er bei 96 noch immer die Bank wärmen.

Letztlich ist es ja eigentlich auch nicht mehr als eine Randnotiz wert, wer im DFB-Kader zu einem Doppelspieltag gegen Österreich und die Türkei als dritter Mann mitfahren darf. Er wird ja sowieso nicht spielen. Der Bundes-Jogi will sich vielmehr ein Bild vom Habitus des 22-Jährigen machen. Er will sehen, ob der junge Torwart ins Gefüge seines Teams passt. Doch wenn man ehrlich ist, erwartet man bei diesem Gesicht nicht unbedingt den typisch juvenilen Aufbegehrer pfälzischer Prägung.

Vielmehr wird sich Zieler - auch dauerhaft - klaglos in die Rolle des dritten Mannes begeben, wenn nicht sogar in Bälde den oft unbequemen Nörgler Tim Wiese als Nummer zwei ablösen. Immer unter der Prämisse, dass René Adlers DFB-Karriere zunächst erst mal beendet ist.

Also, ihr lieben Weidenfellers, Lenos, Fährmänner, Baumänner, Ulreichs: Eine Nominierung könnt ihr euch in den nächsten Jahren im Normalfall abschminken. Denn Neuer ist (noch) unumstritten die Nummer 1. Dahinter, und das ist jetzt abschließend meine ganz persönliche Meinung, wird ihm in naher Zukunft nur einer so richtig Dampf machen können: André ter Stegen, ähnlich wie Zieler noch nicht allzu lange Bundesliga-Torwart, strahlt mit seinen 19 Lenzen eine fast schon beunruhigende Sicherheit und Ruhe aus. Ter Stegen kann mit dem Ball umgehen, ist blitzschnell im Umschaltspiel und ganz wichtig: Er pariert Bälle. Das ist unser Mann der Zukunft, da bin ich ganz sicher.

Dürfte ich frei wählen, würde ich allerdings Robert Enke ins Tor stellen. Denn der war über jeden Zweifel erhaben, sportlich wie menschlich.

Und, ach ja:

KOAN NEUER! ;-)

Freitag, 19. August 2011

Hoppgate und ein erschlagener Unparteiischer

Mensch, was war das für eine ereignisreiche Woche. Nicht mal im persönlichen Bereich, aber um mich herum und in der (Fußball-)Welt gab es doch einige Dinge, die als bemerkenswert, witzig und zum Teil kontrovers in Erinnerung bleiben. Los ging das Ganze vor Wochenfrist in Wolfsburg, als ich nach dem Bundesliga-Spiel des VfL gegen die Bayern auf meinen Zug wartete.

Ich genehmigte mir am Bahnsteig also mein kühles Feierabend-Blondes, als sich ein interessantes Pärchen neben mir niederließ. Beide um die 60, sie schon beachtenswert gebrechlich, er dafür komplett irre. Folgendes Szenario entwickelte sich:

Er ließ sich auf dem Rollator seiner Frau nieder, um sodann eine veritable Schiedsrichterschelte vom Stapel zu lassen. Der Unparteiischen gehöre erschlagen und diese bescheuerte Abseitsregel sowieso abgeschafft. Dass der Fußball ohne eben jene, häufig (zurecht) kontrovers diskutierte, Regel leider überhaupt nicht funktionieren würde - geschenkt. Ganz kurz war ich geneigt, mich an der Fachdiskussion zu beteiligen, aber a) hatte der gute Mann mittlerweile einen Lautstärke- (und Alkohol-?)pegel erreicht, der jedes Widerwort im Nichts hätte verhallen lassen, und b) er hätte es schlicht nicht verstanden. Während ich noch mit mir rang, ob ich mich doch noch zum Missionar des schönen Spiels aufschwingen sollte, war man thematisch schon ein ganzes Stück weitergezogen.

Nach einem kurzen Exkurs zur Frauen-WM ("Die dämliche Neid, die ist doch blöd! Was hat ihr die arme Birgit Prinz getan?" etc.) inklusive zustimmendem Nicken der Partnerin war man dann auch schon beim mittlerweile obligatorisch-schicken DB-Bashing. Wie der gute Mann nun den Bogen von der Abseitsregel über Silvia Neid hin zur Bahn schlug, blieb mir dabei allerdings ein Rätsel. Was genau "die abgehobenen Direktoren (oder waren es gar Diktatoren?)" denn nun "da oben in Berlin" genau verbrochen hatten, erschloss sich mir ebenso wenig. Unterm Strich beste Samstagabend-Unterhaltung und eine interessante Verkürzung der Wartezeit.

Aber auch sonst hatten die letzten Tage unterhaltungstechnisch Einiges zu bieten. So sorgte der mittlerweile aufgeklärte Kriminalfall "Hoppgate" zunächst für Kopfschütteln, Erstaunen und einen ganzen Batzen negativer Presse für die TSG Hoffenheim. Den Kracher der Woche jedoch lieferten die Fans des Ersten Fußballclubs Köln, die die Anhänger eines blauen Vereins aus der Turnhalle tatsächlich mit Urin und Kot im Becher(!) bewarfen. Beste Stelle hier folgender Auszug aus der Pressemeldung vom Montag: "Zeugen hätten einen Kölner Anhänger dabei beobachtet, wie er Kot in einen Becher legte." Legte. Klingt nach einer Menge Sorgfalt. Belassen wir es dabei.

Und sonst? Das Rückspiel um den spanischen Supercup ging nach einer teils mitreißenden Partie an den FC Barcelona. Lediglich die unrühmlichen Szenen am Ende der Partie sorgten wieder einmal für Kopfschütteln. Rudelbildung, Handgemenge, alles dabei. Bester Mann des Abends war - wieder einmal - Real-Coach José Mourinho, der sich im Gewusel nach eigener Aussage vornehm zurückgehalten und tadellos verhalten hätte. Wohlgemerkt, nachdem er zuvor dem gegnerischen Co-Trainer den Zeigefinger ins Auge gebohrt hatte. Man kann zu "The Special One" stehen wie man will, für Entertainment sorgt er immer.

Ein gewisser Politiker, der es unverhohlen mit einer Minderjährigen trieb, hob mich da schon viel weniger an. Müsste nicht vielmehr eine 16-Jährige zurücktreten, die mit einem CDU-Poliker durch die Betten hüpft? Verrückte Welt.

Für mein absolut unerreichtes Wochenhighlight, last not least, sorgte allerdings der französische Weltstar Gérard Depardieu, der, offensichtlich angetrunken, einfach mal kurzerhand in den Gang eines Flugzeugs urinierte. Zitat: "Ich will pinkeln! Ich will pinkeln!" Großartig.

Ich werde mich nun in der Heimat von den (medialen) Strapazen der Woche erholen. Hoffen wir auf ereignisreiche kommende Tage!