Dienstag, 23. November 2010

Monogamie enttäuscht dich nie

Horny Mike tat es mal wieder zuhause! Welch unwirkliche Szenen spielten sich am Samstag in der Fußballkneipe des Vertrauens ab, als in der Nachspielzeit der guten, alten Sky-Samstagskonferenz der Torschrei aus Hannover ertönte. Wie muss es sich nur live im Stadion angefühlt haben? Es war das Siegtor gefallen, für 96.

"Die gewinnen schon wieder?", schießt es einem im ersten Moment durch den Kopf. Und dann - wie aus dem Nichts - erscheint ER überlebensgroß auf der Leinwand. Der Torschütze heißt tatsächlich Mike Hanke! Der Held unserer Jugend, der WM-Teilnehmer 06 (sic!), der Aussortierte, der Abgeschriebene, der Verstoßene, der Lebemann, der... nunja, Umtriebige, der Eiskalte. Die Tormaschine! Jubel brandet auf, die ganze Kneipe tobt, Stühle und Bierbecher segeln quer durch den Raum. Fremde, schlecht frisierte Männer liegen sich in den Armen, die dicke Bedienung schlägt lustige Purzelbäume... doch halt! Das ausgestoßene Adrenalin scheint meine Sinne zu betäuben.

Nach einigen Sekunden völliger Extase komme ich zu mir und realisiere, dass ich im gut gefüllten Saal mit mittlerweile gut gefüllten Gästen doch der Einzige bin, der die Arme hysterisch nach oben reißt und ein langgezogenes "EEEE!! MIKE!!!!!!" in die Welt, die ich sodann auch kollektiv umarmen möchte, hinaus trägt. Niemand außer mir ist aufgesprungen, niemand sonst kann sich für diesen epischen Moment erwärmen. Ich bin nicht in Hannover. Ich verstehe das in diesem Moment nicht und möchte die Anwesenden schütteln, aus ihrer Trance erwecken. Freue mich dann aber doch lieber allein weiter. Die Gesichtsausdrücke schwanken mittlerweile zwischen Unverständnis, Mitleid und Kopfschütteln. Aber das ist egal. Der sympathischste Ehebrecher seit JFK hat wieder zugeschlagen. Zur Abwechslung bestritt er seit langer Zeit mal kein "Auswärtsspiel". Hanke beglückte einfach den eigenen Anhang. So schön kann Treue sein.

Freitag, 12. November 2010

Der Antichrist

Früher war, als es noch das leckere Cheesy-Eis gab. Früher war, als Stürmer noch richtige Stürmer waren. Ian Rush, Ulf Kirsten, Olaf Marschall, Horst Hrubesch, Klaus Fischer, Stephane Chapuisat, Hans Krankl, Jan Koller, Gary Lineker. Richtige Fußballer eben. Respektiert, geachtet, bewundert, geliebt. Fußballer wie aus dem Bilderbuch.

Filippo "Pippo" Inzaghi hingegen ist keiner der beschriebenen Garde. Der Italiener ist höchstens ein lästiger Strafraumfloh, ein Gauner, ein Schummler. Ein Schuspieler, der im Strafraum fällt, sobald der Gegenspieler zu tief ausatmet. Der lammentiert, meckert, jammert. Der an der 16-Meter-Grenze herumlungert und wartet. Er stiehlt Tore wie ein Dieb. Clever zwar, aber irgendwie eklig. Dann doch lieber Carsten Jancker. Kein Kind auf dem Bolzplatz würde auf die Idee kommen und sagen es wäre Inzaghi. Messi, Eto’o, Cristiano Ronaldo, Edin Dzeko, ja, aber Filippo Inzaghi? Nein, niemals. Unvorstellbar. Das wäre peinlich. Niemand möchte so sein wie Inzaghi, niemand will sich seine Treffer so linkisch erstehlen, niemand möchte konsequent mit einem Fuß im Abseits lungern.

ManUtd-Trainer Alex Ferguson meinte einmal, Inzaghi müsse wohl in der Abseitsstellung geboren worden sein. Niemals traf der Nagel perfekter auf den Kopf. Inzaghi könnte vieles sein, Aushilfskellner in einer Münchener Eisdiele zum Beispiel, Schuhverkäufer auf dem Ku'Damm oder Platzanweiser in einem Reeperbahn-Kino in Hamburg. Weltklassestürmer passt einfach nicht. Eine Ironie des Schicksals, eine Verrücktheit des Fußballgottes. Er hat sich eben geirrt. Kann ja mal passieren. Dafür macht er ja bei Schalke seit über 50 Jahren vieles richtig. Und beim BVB zur Zeit (Danke nochmal und einen lieben Gruß!). Das Problem: Der Fußball-Fan - und die Betonung liegt hier eindeutig auf dem ersten Wort - muss diesen kleinen, aber schwerwiegenden Systemfehler Inzaghi ausbaden. Dieser Mann ist eine Ohrfeige für die Ikone Gerd Müller. Er ist eine Beleidigung für das Auge des Fernsehzuschauers.

Mal ehrlich, man will solche Typen nicht sehen. Inzaghi nervt. Ich will ruppige Kerle bewundern, die fighten, beißen, scheitern, schwitzen, leiden. Ehrliche Sportler halt, keine schauspielernden Weicheier. Und manchmal eben auch die Künste eines Ronaldo, eines Messi, eines Xavi. Selbst Ruud van Nistelrooy gefällt mir da besser, und der ist immerhin Holländer!

Machen kann man natürlich überhaupt nichts gegen Inzaghi. Der trifft. Immer. Immer aus einer Abseitsposition oder nach einem Foul am Gegenspieler. Immer. 90 Minuten rumstehen und dann wie aus dem Nichts zweimal zuschlagen. Dafür steht Filippo Inzaghi. So geschehen gerade in der vergangenen Woche beim Doppelpack gegen keinen geringeren als Real Madrid. Der Mann erschummelt sich also auch mit 37 noch regelmäßig die Tore, soso. Das ehrenwerte 11Freunde-Magazin nannte das treffend "Provokantes Gammeln an der Strafraumgrenze" bis der Ball kommt, und das ist so wahr. Jeder hasst ihn, seine Spielweise, seine Haare, seinen beschissenen italienischen Habitus.

Aber dann DAS: Kreuzbandriss! Saisonaus! Man muss kein großer Prophet sein, um vorauszusagen, dass es das wohl war mit der Karriere des italienischen Antichrists. In diesem Alter wird er sich nicht mehr auf das benötigte Topniveau hieven können. Obwohl, viel gelaufen ist der ja nie. Unter normalen Umständen wird man diesen schmierigen Betrüger also nicht mehr auf dem Platz sehen. Irgendwie ist es ja auch ein bisschen schade. Wir brauchen jetzt ein neues Feindbild Nummero Uno - naja, da haben die Italiener sicher noch was auf Lager. Und irgendwie hatte man ja immer auch ein bisschen Angst, wenn der Name Inzaghi in der Aufstellung auftauchte. Denn trotz ekelhafter Spielweise und professionellem Schauspieltum auf dem Platz, so war er doch letztlich auch eines: Eine verdammte Tormaschine.

Mach's gut, Pippo (mit anderthalb lachenden und 'nem halben weinenden Auge)!

Mittwoch, 10. November 2010

Fußballernamen, vollständig

Oliver Rolf Kahn
Christian Werner Wörns
Lukas Josef Podolski
Wolfgang Felix Magath
Günter Theodor Netzer
Franz Anton Beckenbauer
Aloysius Paulus Maria van Gaal
Jürgen Norbert Klopp