Freitag, 6. Januar 2012

Was zusammen gehört

Borussia Dortmund gab am Mittwoch die Verpflichtung des momentan begehrtesten deutschen Kickers Marco Reus bekannt. Dass der Verein diesen Transfer knapp sieben Jahre nach seiner Fast-Insolvenz stemmen kann, ist dabei die eigentliche Sensation.

Man kann es nicht oft genug wiederholen. 14. März 2005, irgendein Saal in einem Düsseldorfer Konferenzzentrum. Hier saßen sie beisammen, die Haupteigentümer des Dortmunder Westfalenstadions, und entschieden über die unmittelbare Zukunft der Borussia. Der Verein hatte durch die verpasste Champions-League-Qualifikation starke Schlagseite erlitten und taumelte auf den Abgrund der Pleite zu. An diesem Tag sollte die wegweisende Entscheidung fallen, ob die Geldgeber das radikale Sanierungskonzept der neuen Vereinsführung mittragen – oder ihn in die Insolvenz und den damit verbundenen Absturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit schicken würden. Die Eigner entschieden zugunsten des Klubs, der BVB war gerettet. Nach Jahren des Größenwahns und der Geldverschwendung, Deutscher Meisterschaften und sogar dem Triumph in der Champions League konnte der Klub schlicht froh sein, weiterhin zu existieren.

Die weitere Geschichte ist bekannt: Nach Jahren der finanziellen Konsolidierung und dem Herumdümpeln im Mittelfeld der Liga war es – übrigens an meinem Geburtstag – 2008 ein Glücksfall für die Borussia, Jürgen Klopp als Trainer verpflichten zu können. Einen herzlichen Gruß und Dank an dieser Stelle nochmals nach München, wo man sich stattdessen für einen anderen Jürken K. entschied und natürlich zum bis heute prekären Hamburger SV, dem Kloppo einfach zu ungepflegt daherkam (sic!). Gemeinsam mit Geschäftsführer Watzke und Sportmanager Zorc bildet dieser nun seit mittlerweile fast vier Jahren die kompetente, sachliche und unaufgeregte Führungs-Troika des BVB, die den Verein bis zur unfassbaren Traum-Meisterschaft im vergangenen Frühling entwickelte.

Eines ist nicht erst seit der Verpflichtung Marco Reus' klar: Schwarz-Gelb hat sich, neben dem omnipräsenten FC Bayern, wieder zur ersten Anlaufstelle für junge, deutsche und vor allem hochveranlagte Fußballer entwickelt. Dass nach Jahren der Sparsamkeit nun plötzlich und zu diesem Zeitpunkt völlig unerwartet der 17-Millionen-Deal um "Rakete Reus" geschnürt wurde, zeugt von mehrerlei Dingen: Die Verantwortlichen müssen einhundertprozentig von dem Jungen überzeugt sein. Er wird das Niveau des Teams anheben. Der Verein ist wirtschaftlich gesund.

Ferner darf die Konkurrenz, zu der trotz der grandiosen Vorsaison noch immer Werder Bremen, Turnhalle 04, Bayer Leverkusen und Co. und eben nicht der FC Bayern zu zählen sind, den Transfer als Zeichen verstanden wissen. Als Zeichen, dass in Dortmund etwas Langfristiges entsteht. Als Zeichen, dass man an der Strobelallee nicht die Fehler der Überraschungsmeister Stuttgart (2007) und Wolfsburg (2009) machen wird. In Dortmund wird man nicht mehr größenwahnsinnig. Und ist trotzdem in der Lage, im Januar 2012 ein 30-Millionen-Paket um den heißesten "Player to watch" des deutschen Fußballs zu schnüren.

Nun kommt Marco Reus im Sommer zurück in seine Heimatstadt, zu Familie und Freundin. Ganz nebenbei wird er, wenn alles glatt läuft, durch die Champions League wirbeln. Die in den letzten Tagen aufkommenden Diskussionen um die beste Position des Shootingstars im BVB-System waren mannigfaltig wie mir in letzter Konsequenz völlig gleich. Es gibt keinen Grund, der sportlichen Führung nicht auch diese Problemlösung zuzutrauen. Viel wichtiger ist doch: Marco Reus kommt zum BVB! Und das, ohne dass sich der Verein dafür wieder an den Rand des Abgrunds begeben muss. Selten war ein Transfer neben seiner sportlichen Komponente so bedeutungsschwanger: Der BVB ist wieder da. Gekommen um zu bleiben.

Und mal ganz ehrlich: Mario Götze und Marco Reus in einer Offensivreihe – das ist besser als ein Jahr in Hefners Playboy Mansion.

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