Freitag, 2. September 2011

Das Karussel, es dreht sich

Schon seit einigen Tagen schwirrt mir folgender Gedanke im Kopf herum:

Der momentane Hype um die ach so tolle/junge/komplette/souveräne Torwartgeneration in Deutschland nervt. Dass ein Ron-Robert (bitte in breitem Englisch aussprechen!) Zieler nach nur 14(!) Spielen in der deutschen Eliteklasse für die Nationalelf nominiert wird, ist zwar einerseits ganz nett für den Jungen und ein Beleg für die augenscheinlich gute Arbeit in Hannover, bei der Masse an guten Keepern hierzulande aber doch zumindest merkwürdig. Kann ja sein, dass der Mann in den vergangenen Monaten klasse gehalten hat, aber vielleicht wäre es für alle Beteiligten angebracht, wieder ein wenig herunter zu kühlen. Dass Zieler über großes Potential verfügt, ist offensichtlich. Doch was, wenn ihn Mirko Slomka in der Rückrunde nicht plötzlich ins 96-Tor beordert hätte? Niemand würde sich für diesen Jungen, der bei Manchester United ausgebildet wurde, auch nur im Ansatz interessieren. Geschweige denn ihn ins DFB-Team beordern. Es ist wie so oft im Leben, Nuancen entscheiden über Wohl oder Wehe einer Karriere, und nicht zuletzt in diesem konkreten Fall das unübersehbare Augenmaß Schlangen-Mirko Slomkas bei der Beurteilung seiner Keeper. Er war es ja schließlich auch, der beim Turnhallen-Verein anno 2006 einen gewissen Manuel Neuer ins Tor stellte. Zieler jedenfalls würde sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht beklagen (dürfen), würde er bei 96 noch immer die Bank wärmen.

Letztlich ist es ja eigentlich auch nicht mehr als eine Randnotiz wert, wer im DFB-Kader zu einem Doppelspieltag gegen Österreich und die Türkei als dritter Mann mitfahren darf. Er wird ja sowieso nicht spielen. Der Bundes-Jogi will sich vielmehr ein Bild vom Habitus des 22-Jährigen machen. Er will sehen, ob der junge Torwart ins Gefüge seines Teams passt. Doch wenn man ehrlich ist, erwartet man bei diesem Gesicht nicht unbedingt den typisch juvenilen Aufbegehrer pfälzischer Prägung.

Vielmehr wird sich Zieler - auch dauerhaft - klaglos in die Rolle des dritten Mannes begeben, wenn nicht sogar in Bälde den oft unbequemen Nörgler Tim Wiese als Nummer zwei ablösen. Immer unter der Prämisse, dass René Adlers DFB-Karriere zunächst erst mal beendet ist.

Also, ihr lieben Weidenfellers, Lenos, Fährmänner, Baumänner, Ulreichs: Eine Nominierung könnt ihr euch in den nächsten Jahren im Normalfall abschminken. Denn Neuer ist (noch) unumstritten die Nummer 1. Dahinter, und das ist jetzt abschließend meine ganz persönliche Meinung, wird ihm in naher Zukunft nur einer so richtig Dampf machen können: André ter Stegen, ähnlich wie Zieler noch nicht allzu lange Bundesliga-Torwart, strahlt mit seinen 19 Lenzen eine fast schon beunruhigende Sicherheit und Ruhe aus. Ter Stegen kann mit dem Ball umgehen, ist blitzschnell im Umschaltspiel und ganz wichtig: Er pariert Bälle. Das ist unser Mann der Zukunft, da bin ich ganz sicher.

Dürfte ich frei wählen, würde ich allerdings Robert Enke ins Tor stellen. Denn der war über jeden Zweifel erhaben, sportlich wie menschlich.

Und, ach ja:

KOAN NEUER! ;-)

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